Hilfe, mein erstes Pulled Pork, wie mach ich denn das?
Hier wird Dir geholfen:
Für alle, die gerne mal solch ein Pulled Pork zuhause zubereiten möchten und nicht so recht wissen, wie denn nun die genaue Vorgehensweise ist, hierzu eine kleine Anleitung von A – Z.
Pulled Pork ist eigentlich gar nicht so schwer zuzubereiten, wenn man ein paar Dinge beachtet.
Mittlerweile schwirren im www ja immer mehr Beiträge umher, die so viel mit einem klassischen Pulled Pork zu tun haben, wie wenn in China ein Fahrrad umfällt.
Über dieses Thema breiten sich immer mehr Halbwahrheiten und Unwissen in den verschiedensten Foren, Gruppen und im gesamten Netz aus. Auch ein im Dutch Oven zubereitetetes Stück Nacken oder Schweineschulter, wie es viele mittlerweile machen, ist, nur weil es nachher gerupft wird, noch lange kein klassisches und originales PP.
Deshalb möchte ich Euch hier einen kleinen Leitfaden zur Zubereitung geben. Ich bereite PP generell in meinem UDS zu. Da der Kugelgrill aber der wohl am häufigsten genutzte Grill ist, den die meisten Griller zuhause haben, bezieht sich dieser Leitfaden auf die Zubereitung im Kugelgrill.
Wer ein PP auf ner Kugel vernünftig hinbekommt, der schafft dies mit den anderen Grills, wie Smoker oder ich im UDS, schon zweimal.
Aber was ist denn nun eigentlich dieses Pulled Pork?
Pulled Pork ist eines der klassischen BBQ-Gerichte und neben dem Brisket und den Spareribs eines der Dreifaltigkeit des BBQ und zählt daher zur Königsdisziplin. Die Beliebtheit von Pulled Pork verdankt es seiner Saftigkeit, unglaublichen Zartheit und die schmackhafte Kombination aus Raucharoma und Kruste.
Dies kommt von seiner Zubereitungsart im Low & Slow Verfahren, welche sich zwischen 110°-120° Gard bewegt. Aufgrund der langen Garzeit (ca. 16-21 Stunden) bei diesen niedrigen Temperaturen löst sich Fett- und Bindegewebe nach und nach auf und sorgt dafür, dass das Fleisch zart und saftig bleibt.
Bei einer Kerntemperatur von 88-93 Grad Celsius ist das PP fertig und das Fleisch zerfällt fast von selbst. Nun kann es leicht zerzupft (englisch „to pull“: ziehen, zupfen) werden.
Serviert wird Pulled Pork üblicherweise auf einem Hamburgerbun mit Coleslaw und einer BBQ-Sauce nach Geschmack. Aber auch auf einem Teller serviert mit etwas Salat und Baguette, oder in einen Wrap gewickelt, schmeckt Pulled Pork einfach nur phantastisch.
Das Fleisch:
In den Staaten wird hierfür meist eine Schweineschulter genutzt, hier in Europa, also auch in Deutschland, kommst meist ein Schweinenacken als Rohmaterial zum Einsatz, welches Schweineteilstück auch ich meist benutze. Hier kann getrost von der Qualität eines normalen Deutschen Hausschweines vom Metzger des Vertrauens zurück gegriffen werden. Solch Edel-Schweinerassen wie Iberico, Duroc, Schwäbisch-Hällisches, Bentheimer oder Porco Italia bringen hier kaum eine geschmackliche und merkbare Aufwertung des PP. Dafür ist das Edelschweinefleisch schlichtweg zu schade. Pulled Pork vom Edelschwein lohnt sich also nicht. Dieses esse ich lieber als gegrilltes Steak oder als Braten am Stück.
Das Fleisch mit oder ohne Knochen?
Den Schweinenacken (oder auch die Schweineschulter) bekommt man beim Metzger mit und ohne Knochen. Generell hat das auf das Endergebnis aber wenig Einfluss. Ich bevorzuge Schweinenacken ohne Knochen, da es hier einfach mehr Kruste beim fertigen Pulled Pork gibt. Und die Kruste ist halt einfach das Beste beim PP!
Was ist denn für ein Pulled Pork alles nötig?
Zeit und Geduld wird wohl der größte Aufwand sein, den ein Griller bei der Zubereitung eines guten PP mitbringen sollte. Weil dieser „Long Job“ wie oben schon erwähnt sich über zig Stunden hinzieht, sollte man sich aber von dieser Tatsache nicht abschrecken lassen, denn, wenn der Grill einmal richtig eingeregelt ist, läuft er quasi fast von alleine und man muss nicht die ganze Zeit dabei bleiben.
Ich bereite deshalb mein Pulled Pork auch meist über Nacht zu.
Das Sportgerät (Grill)
Das Wichtigste ist natürlich ein adäquates und gut funktionierendes Grillsportgerät, wie z. B. eine RÖSLE Kugel mit einem Deckel, um einen geschlossenen Garraum zu erhalten und um eine gewisse Größe vernünftig indirekt grillen zu können. Auch hier ist der RÖSLE mit seiner 60 cm Grillrostgröße der Platzhirsch unter den verfügbaren Kugelgrills auf dem Markt.
Die Zubereitung ist aber auch in anderen Grills, wie einem Smoker, Keramikgrill, Holzpelletgrill oder in einem Gasgrill mit ausreichend großer indirekter Zone möglich.
Der Brennstoff
Mit am wichtigsten und ausschlaggebendsten ist aber mit Sicherheit der Brennstoff. Wir brauchen langanhaltende, konstant niedrige Temperaturen über viele Stunden.
Das gelingt nur mit wirklich guten Briketts. Ich habe hier bisher die besten Erfahrungen mit den Kokoko Eggs von McBrikett gemacht, welche aus Kokosnussschalen hergestellt werden.
Diese sind durch die rauchfreie und geruchslose Zündung, aber auch durch die konstante Brenndauer mein favorisierter Brennstoff.
Auch die Firma Profagus stellt sehr gute Holzkohlebriketts her. Nicht empfehlenswert sind Braunkohlebriketts, da sich Braunkohlebriketts schwerer entzünden lassen. Bei solchen Longjobs ist auch von Billig- und Discounterbriketts eher abzuraten.
Der Rauchgeschmack
Um den typischen BBQ-Geschmack und das Raucharoma ans Grillfleisch zu bekommen, braucht man auch etwas Räucherholz.
Hier hat man eine schöne Auswahlmöglichkeit durch verschiedenste Holzarten, mit welchen man die Stärke des Aromas und den Geschmack des PP beeinflussen kann.
Für ein dezentes Raucharoma sind Obsthölzer wie Apfel, Zwetschge, Kirsche oder Pfirsich ideal geeignet, welche ich auch bei meiner Zubereitung von PP bevorzugt benutze.
Wer das stärkere Raucharoma liebt, sollte auf Buche oder eines der Amerikanischen Holzsorten, wie z. B. Hickory oder Mesquite zurückgreifen.
Das Thermometer
Ein Thermometer, um die Kerntemperatur im Fleisch und die Garraumtemperatur des Grills zu messen und zu überwachen, ist hier eigentlich eine Voraussetzung und sehr empfehlenswert.
Ich kann dort das aktuelle Maverick ET-733 empfehlen, aber auch das Vorgängermodell, das ET732 (was natürlich preislich günstiger ist), kann alle Messsituationen und Anforderungen, die das Grillerherz begehrt, bestens erfüllen.
Beide Modelle verfügen über einen Funksender und Funkempfänger sowie zwei Temperaturfühler (einer mit Spitze für das Grillgut, einer für die Grill-Garraumtemperatur).
Der Empfänger des Maverick hat eine Reichweite von bis zu 100 m, so dass man entspannt von der Couch aus oder bei der Zubereitung über Nacht im Schlafzimmer Dank integrierter Hintergrundbeleuchtung auch bei Dunkelheit die Temperaturen am Grill zuverlässig ablesen und verfolgen kann.
Das Thermometer besitzt einstellbare Mindest- und Höchsttemperaturen und gibt Alarm, sobald diese Temperaturen abweichen oder die eingestellte Zielkerntemperatur erreicht ist.
Aber brauche ich wirklich ein Digital-Thermometer und ein Thermometer mit zwei Fühlern? Der Kugelgrill hat doch auch ein Deckelthermometer!
Das Deckelthermometer im Kugelgrill zeigt zwar auch die Temperatur in der Kugel an, jedoch sitzt dieses meist am höchsten Punkt am Grill, im Regelfall am Deckel.
Die Hitze der Briketts steigt nach oben und dort oben im Deckel ist die Temperatur deutlich höher beim indirekten Grillen als direkt auf dem Rost. Es ist nicht ungewöhnlich, das auf Rosthöhe 30 Grad weniger Temperatur sind, als das Deckelthermometer anzeigt.
Daher empfiehlt es sich auf Rosthöhe zu messen, denn da liegt ja auch unser Grillgut. Man sollte den Temperaturfühler für den Garraum daher in unmittelbarer Nähe des Grillgutes platzieren. Ein Thermometer wie das Maverick ET-733 ist daher ein mehr als sinnvoller Zubehörartikel.
Die Injektion
Um dem PP auch im Fleischinneren etwas Würze zu geben (meist fehlt hier bei nur oberflächlicher Würzung später nach dem Pullen etwas Salz), wird eine Marinierspritze benötigt.
Ein empfehlenswertes und sehr stabiles gutes Produkt ist die Marinierspritze von RÖSLE.
Nun sollten wir alles beisammen haben, um loslegen zu können
Grundsätzlich kann man Pulled Pork aus nahezu jedem Stück Schweinefleisch machen. In den USA wird es auch häufig in großen Smokern aus dem ganzen Schwein (Whole Hog) gemacht. Das klassische Stück in den USA ist der sogenannte Boston Butt. Dabei handelt es sich um die Schweineschulter mit Nackenanteil. In Deutschland ist dieser Zuschnitt eher unbekannt und wenn ihr euren Metzger danach fragt, werdet ihr vermutlich nur Achselzucken zu sehen bekommen. Es gibt ein paar Onlineshops, wie beispielsweise Otto Gourmet, die diesen Zuschnitt relativ hochpreisig anbieten.
In Europa wird üblicherweise Schweinenacken oder Schweineschulter für Pulled Pork genommen. Ich persöhnlich nehme hierfür meist den Nacken, weil dieser etwas mehr an Fettanteil besitzt, im Gegensatz zur Schulter. Das ist letztendlich Geschmackssache. Das Fleisch der Schulter ist auch langfaseriger als das des Nacken und durch den größeren Fettanteil im Nacken wird das PP auch etwas saftiger.
Deshalb achte ich bei der Fleischauswahl darauf, dass ich ein gut durchwachsenes Stück Nacken mit einer schönen Marmorierung bekomme, denn je gleichmäßiger das Fleisch mit Fett durchzogen ist, je saftiger und besser wird das Pulled Pork.
Solch ein Stück Schweinenacken hat meist um die 2,5 kg, von dem nach der Zubereitung aber letztendlich nur noch ca. 1,6 kg über bleiben. Beim PP ist der Garverlust von 30-40% also schon enorm.
Deshalb empfehle ich auch mindestens Fleischstücke in dieser Gewichtsklasse zuzubereiten. Kleinere Fleischstücke werden kaum merkbar schneller fertig. Man kann also nicht davon ausgehen, dass man die Garzeit halbieren kann, wenn man ein Stück Nacken nimmt, das nur halb so schwer ist wie ein Großes. Kleinere Stücke trocknen auf dem Grill auch schneller aus. Daher ist es aus meiner Sicht nicht empfehlenswert, Stücke unter 2 kg zu nehmen.
Der Rub (die Gewürzmischung):
Das Pulled Pork würzen (Rub auftragen, injizieren).
Wenn wir das passende Stück Fleisch für unser Pulled Pork gefunden haben, kann die Vorbereitung beginnen.
Ich beginne in der Regel mit der Vorbereitung eines PP einen Tag vor dem Smoken. Das Fleisch wird zunächst gewürzt. Dabei wird ein trockener BBQ-Rub auf das Fleisch aufgetragen. Einfach den Rub auf das Fleisch auftragen und rundherum ein wenig einmassieren, so dass alle Stellen großzügig mit Rub bedeckt sind. Die Feuchtigkeit vom Fleisch sorgt dafür, dass der Rub hält. Das Fleisch muss vorher nicht mit Senf oder Öl eingepinselt werden. Wer das möchte, kann dies aber gerne tun, das schadet auch nicht.
Wenn das Fleisch nun gewürzt ist, vakuumiere ich es ein und lagere es bis zum nächsten Tag im Kühlschrank. Wer kein Vakuumiergerät hat, wickelt das Fleisch einfach in etwas Frischhaltefolie ein.
Rub gibt es in zig Ausführungen und Geschmacksrichtungen. Man kann diese schon von vielen Anbietern, wie z. B. Spice World, Ankerkraut und Royal Spice fertig gemischt kaufen, was durchaus einen Vorteil mit sich bringt. Man benötigt nicht zu viele einzelne Reingewürze und die Mischungen sind geschmacklich gut auf das PP abgestimmt. Hier bevorzuge ich die Gewürzmischungen von Spice World, aber die Geschmäcker sind ja bekanntlicherweise unterschiedlich und ein richtig schlechtes habe ich auch von anderen Anbietern noch nicht gehabt.
Welchen Rub man letztendlich nimmt ist Geschmackssache. Probiert einfach unterschiedliche Rubs aus und findet euren Favoriten. Einer der bekanntesten sowie guten Allround-Standard-Rubs ist beispielsweise Magic Dust.
Ich bevorzuge es aber, die Rubs selber zu mischen und individuell auf meinen eigenen Geschmack mit mehr Charakter und Tiefe abzustimmen.
Mazes Pull die Sau Rub
60 g Paprikapulver edelsüß
5 g gemörserter Chili
10 g Thymian
5 g Oregano
6 g Basilikum
40 g schwarzer Pfeffer
35 g Knoblauchpulver
20 g Zwiebelpulver
150 g Meersalz
115 g brauner Zucker
Magic Dust –Rub
38 g Paprikapulver edelsüß
38 g Salz
38 g brauner Zucker
2 TL Senfpulver
38 g Chilipulver
15 g Kreuzkümmel
15 g schwarzer Pfeffer
20 Knoblauchpulver
15 g Cayennepfeffer
Der Rub würzt das Fleisch jedoch, wie oben schon mal erwähnt, nur von außen und man schmeckt die Würzung später nur an der Kruste. Daher kann man das Fleisch zusätzlich von innen mit einer flüssigen Marinade würzen, die man mit einer Marinierspritze in das Fleisch spritzt.
Die Injektion dient auch nicht nur zum Würzen, sondern ich bekomme auch noch in das Fleisch etwas an Flüssigkeit, die das Fleisch während des Garens auch noch schön saftig hält.Auch hier sind der Phantasie oder dem Geschmack keine Grenzen gesetzt und Rezepte findet man zu Tausenden im Netz. Hier mal zwei Injektionsmarinaden für Euch zur Auswahl, die ich gerne benutze:
Injektion I
3/4 Tasse Apfelsaft
1/2 Tasse Wasser
1/2 Tasse Zucker
1/4 Tasse Salz
2 Esslöffel Worcestersauce
Zubereitung Injektion I: die Zutaten einfach zusammenrühren, bis sich alles aufgelöst hat
Injektion II
1 Glas Fond
½ Flasche –Tegernseer Helles
2 El. Worcestersauce
2 El. Teriyaki Sauce
ca. 50-60 gr. Butter
1 kleine Zwiebel
Zubereitung der Injektion II:
Die Butter in einem kleinen Topf zerlassen und die kleingeschnittene Zwiebel glasig andünsten. Den Fond, das ½ Bier sowie die Worcestersauce und Teriyaki Sauce aufgießen und kurz aufkochen lassen.
Kurz mit einem Zauberstab klein pürieren und bei mittlerer Hitze ca. bis zur Hälfte der Menge einreduzieren lassen.
Injektion erkalten lassen und durch ein feines Sieb abseihen.
Wenn man sich für eine Injektion entscheidet, sollte man die Marinade jedoch vor dem Auftragen des BBQ-Rubs in das Fleisch spritzen, denn sonst wird es eine recht matschige Angelegenheit, wenn die Marinade auf den trockenen Rub trifft.
Ob man das Fleisch direkt vor dem Grillen oder einen Tag vorher würzt und über Nacht in den Kühler legt, ist aber eigentlich nicht entscheidend. Ich mache es aus Gewohnheit und spare mir am Tag der Zubereitung diese Arbeit und kann gleich mit dem Schönsten, also dem Grillen und Smoken beginnen.
Nun endlich zum Grillen und Smoken des PP
Nachdem alle Vorbereitungen abgeschlossen sind, geht es endlich an den Grill. Während sich das Fleisch noch im Kühlschrank befindet, bereite ich den Grill vor. Im Kugelgrill empfiehlt sich die sogenannte Minionring-Methode. Mit der Minion-Methode kann man den Kugelgrill bis zu 22 Stunden auf Temperaturen zwischen 110-130 Grad halten, ohne Briketts nachlegen zu müssen
Unter dem Fleisch platziert man eine mit Wasser gefüllte Tropfschale, vorzugsweise aus Edelstahl. Das Wasser in der Tropfschale sorgt zwar auch für eine feuchte Atmosphäre im Kugelgrill, dient aber in erster Linie dazu, dass der Grill nicht durch runter tropfendes Fett und Fleischsaft eingesaut wird. Wenn der Grill auf die gewünschte Temperatur eingeregelt ist und etwa 30-45 Minuten stabil läuft, legt man das Fleisch auf.
Entlang des Minion-Ringes legt man noch Räucherholz. Ich empfehle hier ungewässerte Apfel oder Zwetschgen Chunks.
Bitte keine gewässerten Chips oder Ähnliches verwenden, wie es weit verbreitet ist, denn wir wollen ja Raucharoma am Fleisch haben und nicht mit Wasserdampf smoken.
Gewässerte Chips sorgen für eine unsaubere Verbrennung und es „qualmt“. Dadurch kann ein beißender Rauchgeschmack entstehen. Einen Smoker befeuert man ja auch schließlich mit trockenem, abgelagertem Holz, um eine möglichst saubere Verbrennung zu erzielen.
Nun haben wir es mit den Vorbereitungen fast geschafft. Zu guter Letzt wird jetzt die Spitze des Temperaturfühlers des Mavericks in das Fleisch gesteckt (der Garraumtemperaturfühler ist auch schon platziert).
Die Kabel mit dem Maverick-Thermometer „verkabelt“, eingeschaltet und die gewünschten Einstellungen eingegeben.
Und der Deckel des Kugelgrills kann geschlossen werden. Wenn der Kugelgrill jetzt richtig eingeregelt und gute Briketts verwendet wurden, sollte der Grill problemlos seine ca.22 Stunden laufen, ohne dass man etwas tun muss, geschweige denn Kohle nachlegen zu müssen.
Die Plateauphase und die „Texas Crutch“
Wenn ihr euer erstes Pulled Pork macht und dabei regelmäßig auf die Kerntemperatur des Fleisches achtet, werdet ihr euch wahrscheinlich wundern, wie schnell die Kerntemperatur am Anfang steigt. Innerhalb von 3-4 Stunden sind 70 Grad erreicht. Die Reaktion ist dann meistens: „Hilfe, mein Pulled Pork ist zu schnell fertig!“.
Keine Sorge, denn ab ca. 71-72 Grad Kerntemperatur kommt es zur sogenannten Plateauphase (im englischen auch „Stall“ genannt). In dieser Phase ist es möglich, dass die Temperatur über mehrere Stunden (3-4 Stunden sind möglich) stagniert und ggf. sogar fällt. Keine Sorge, das Thermometer ist nicht kaputt, wenn es über 3 Stunden bei 72 Grad verharrt.
Häufig wird behauptet, dass in dieser Phase Fett und Bindegewebe zersetzt werden. Das ist jedoch nur bedingt richtig. Das passiert zwar auch in der Plateauphase, aber der Grund für das stundenlange Stagnieren der Temperatur ist schlichtweg Verdunstungskühlung. In dieser Phase fängt das Fleisch an, zu schwitzen und Feuchtigkeit verdunstet. Dabei kühlt das Fleisch ab. Ihr kennt das ja vielleicht im Sommer: Es ist heiß, wir fangen an zu schwitzen und der Schweiß kühlt uns ab. Genau das gleiche Prinzip sorgt für die Plateauphase. Erst wenn die Temperatur weit genug unten ist, steigt die Kerntemperatur wieder an und die Plateauphase ist überwunden. Einen interessanten englischsprachigen Bericht gibt es dazu auf AmazingRibs.com.
Mit der Texas-Krücke (Texas Crutch) kann man die Plateauphase unterbinden und das Pulled Pork beschleunigen. Packt man das Fleisch zu Beginn der Plateauphase (ab etwa 71 Grad Kerntemperatur) in Butcherpaper (es geht auch Backpapier, vielleicht noch mit einer Lage Alufolie umwickeln) und verschließt die Folie komplett dicht, wird die Plateauphase verkürzt und das Pulled Pork wird einige Stunden eher fertig. Innerhalb des Butcherpaper (Backpapier mit Alufolie) gibt es weniger an Verdunstung, daher kühlt das Fleisch auch nicht so ab und es ist schneller fertig. Im Gegensatz zum Brisket benutze ich dieses Verfahren beim Pulled Pork jedoch nie.
Ich bereite das Pulled Pork generell immer traditionell und klassisch zu.
Moppen oder nicht?
Ich benutze fast keine Moppsaucen, weder beim PP noch bei anderen Grillstücken. Die Ausnahme hier sind lediglich Ribs, jedoch in einer sehr abgeschwächten Version, weil diese sich lediglich aus Bratensaft (der in der Dämpfphase der Ribs entsteht) mit einen Schluck Apfelsaft und minimaler Zugabe von ein wenig BBQsauce zum Abbinden zusammensetzt.
Mir persönlich schmeckt das PP und die entstandene Kruste pur ohne Moppsauce deutlich besser. Durch die sehr zuckerhaltigen Moppsaucen wird das PP auch meistens recht schwarz. Diese schwarzen „Meteoriten“ sind eigentlich bei den meisten Grillern üblich.
Ein gutes Pulled Pork muss nicht pechschwarz sein! Eine dunkelbraune, mahagonifarbene Kruste schmeckt deutlich besser als eine pechschwarze Kruste.
Daher mein Tipp: Kleistert das Pulled Pork nicht mit zuckerhaltigen Moppsaucen zu. Das Moppen ist beim Pulled Pork eigentlich gar nicht erforderlich. Das gepullte Fleisch wird später meist eh mit einer BBQ-Sauce vermischt.
Pulled Pork wird traditionell in einem Burger Bun, etwas Coleslaw und einer BBQ-Sauce serviert.
Ihr könnt euch hierfür fertige Burger Buns beim Lebensmittelladen oder Discounter holen, genauso den Coleslaw. Um Galaxien besser sind natürlich selbst gebackene Buns und der dazugehörige selbstgemachte Coleslaw.
Wie ihr diese macht, erkläre ich Euch noch kurz hier, „selbstgemachte Burger Bun“ dass Eurem Gaumenschmaus rein gar nichts mehr im Wege steht.
Wenn das Pulled Pork zu früh fertig ist
Das PP kann sehr gut warm gehalten werden. Ich nehme den Schweinenacken meist bei einer Kerntemperatur von 89 Grad vom Grill. Das Fleisch ist dann butterweich und zerfällt schon fast von selbst. Man kann es jetzt direkt pullen, oder aber man wickelt es in etwas Backpapier und Alufolie und hält es in einer Isolierbox mit Wärmflaschen warm. Dies geht über mehrere Stunden ohne Probleme und ohne Qualitätsverlust. Generell sollte man dem PP eh eine Ruhephase nach dem Grillen von etwa einer Stunde gönnen, bevor man es pullt. Dazu das PP ebenfalls wie oben schon beschrieben in Backpapier und Alufolie wickeln und in eine Isolierbox oder Kühlbox mit ein paar mit heißem Wasser gefüllten Flaschen legen. Mir kommt das PP nach dieser ca. einstündigen Ruhephase deutlich saftiger vor, als wenn man es nach dem Grillen sofort pulled.
Nach der Ruhephase wir das PP in einer Schale dann zerrupft. Das geht problemlos mit sogenannten BBQ Claws (Bärenkrallen) oder, wie ich finde, am besten mit zwei Gabeln.
Pulled Pork-Reste, was mach ich damit?
Grundsätzlich gilt: Man kann eigentlich nie genug Pulled Pork haben. Deshalb bereite ich auch meist mehr PP vor, als ich überhaupt dann momentan benötige, weil der Grill ist ja eh schon an.
Pulled Pork lässt sich auch wunderbar einfrieren. Dieses kann gepulled in Portionen vakuumiert oder der Nacken im Ganzen vakuumiert und eingefroren werden.
Wenn sich nun unerwartet Besuch ankündigt, ein Geburtstag oder eine Party ansteht, lässt man das PP auftauen und gibt den Vakuumbeutel dann in einen großen Topf mit heißem Wasser und bringt ihn auf Temperatur.
Jetzt kann man den Schweinenacken aus der Tüte befreien, pullen und der Nacken schmeckt fast wie frisch vom Grill.
Es empfiehlt sich deshalb immer etwas PP im Froster zu haben.
Ich hoffe, der Beitrag hat Euch ein wenig gefallen und hilft Euch, ein durchaus gutes und schmackhaftes Pulled Pork Ergebnis zu erreichen
Und nun viel Spaß bei der Zubereitung.